Kompass.
Stefanie Bühler
17. November 2012 – 26. Januar 2013
Schatten ist ein schwer fassbares Phänomen. Durch ihn entstehen Räume, Formen, Wesen und doch ist er nicht stofflich. Auf seinen Schatten kann man sich verlassen. Entweder geht er kühn voran oder devot hinterher – alles eine Frage des Lichts. Ohne Licht gäbe es ihn nicht.
Ausgangspunkt für die Installation der Berliner Künstlerin Stefanie Bühler sind Bilder von Hünengräbern und Steinkreisen bei grellem Sonnenschein. Von diesen Steinmonumenten wird vermutet, dass sie die Funktion eines urzeitlichen Kompasses erfüllten. Wesentliche Ereignisse im Jahresablauf konnten so am Licht- bzw. Schattenverlauf abgelesen werden. Die hoch aufgerichteten Steine werfen Schatten auf die Steine daneben und auf den grasbedeckten Boden. Im Schatten erkennt man zum einen die Richtung, aus der das Licht kommt, zum anderen kann man die Form des Schatten werfenden Elements erkennen. Dadurch, dass der Schatten aber auch auf weitere Steine fällt, bekommt er eine räumliche Dimension, für die Stefanie Bühler in ihrer Arbeit eine Entsprechung sucht.
In ihrer konsequent an die räumlichen Gegebenheiten des Delikatessenhauses angepassten Installation extrahiert die Künstlerin diese Schattenanteile, nur Fragmente von Steinen und des Bodens sind plastisch ausformuliert, die ursprünglich beleuchteten Flächen und Steinsequenzen dagegen wirken wie ausgelöscht. In ihrer Auseinandersetzung mit dem Phänomen Schatten rückt Stefanie Bühler nicht zuletzt auch den Aspekt ins Licht, dass- so der Mythos- die Kunst ihre Existenz dem Schatten verdanke.