Madeleine Heublein : BILDERRAUSCHEN
Madeleine Heublein : BILDERRAUSCHEN

BILDERRAUSCHEN

Madeleine Heublein

Eröffnung: 06. Mai 2023, 19 Uhr

Zur Ausstellung spricht gegen 19 Uhr Andreas Platthaus (Kulturredakteur der FAZ).

Öffnungszeiten: mittwochs und samstags von 16-18 Uhr und nach Vereinbarung

Finissage: 10. Juni 2023, 16 – 18 Uhr

 

BILDERRAUSCHEN

I
Bilder. Überall Bilder. Die Welt vollgestellt mit Bildern. Selbst wenn wir die Augen schließen, die Bilder verlassen uns nicht.

Ich mache mit. Ich bin dabei. Ich kann nicht anders, in mir wachsen Bilder. Jeden Tag aufs Neue. Wo kommen sie her? Was ist ihre Quelle? All das Gesehene, all die fremden Bilder? Oder das Selbst-Empfundene?
Bin ich es oder sind es die anderen? Die alte Frage – so mitten in der Bilderflut scheint sie beantwortet. Mehr als ein Spiegel kann man nicht sein. Man wirft zurück, was man gesehen. Oder gibt es da doch in jedem von uns ein geheimes Bilderreservoir, um das ICH festhalten zu können? Bin ich im Besitz einer nur mir eigenen Bildersprache, die, wenn ich sie entdecke, von mir zu sprechen vermag?

Es bleibt mir nur das Spiel. Mit mir selbst. Die Bilder geschehen lassen und schauen, ob sie ihre Herkunft preisgeben. Das Ungewisse der Selbsterfahrung als Gewinn erleben.

II
Jeden Tag schaue ich in die Zeitung. Eine Gewohnheit, noch nicht abgestellt. Die Unablässigkeit, mit der Fernsehen und Internet das Chaos außer mir kundtun, scheint mir hier gebändigter, die täglichen Nachrichten von Unfassbarem geordneter, der Bilderstrom beschränkter. Aber auch die Zeitung kommt nicht aus ohne die Intensität der Bilder. Sie dringen in uns, sollen uns besetzen. Welche Folgen hat der morgendliche Blick auf den fremdbestimmten Weltausschnitt für die eigene Bilderwelt?

Ein Jahr lang habe ich jeden Tag in meiner Tageszeitung ein abgedrucktes Bild ausgesucht – willkürlich, ohne Programm, eines, über das ich nicht hinwegschauen konnte. Dieses Bild habe ich noch am Morgen in Originalgröße auf eine Grafikplatte gebracht, nur die wesentlichen Linien. Es sollte die Essenz des Zeitungsbildes festgehalten sein, das, was sich vielleicht in meine Erinnerung, in mein Unbewusstes eingräbt.

III
Der Tag im Atelier beginnt mit einem Sich-Freiarbeiten. Ein tägliches Ritual, das eher die Meditation sucht als den bewussten künstlerischen Ausdruck. Ich nehme ein Papier, einen Pinsel oder einen Stift und beginne. Was entsteht, das entsteht und ist gültig. Keine Korrektur. Einfache Notate, unbewusste Notierungen, die den Platz freiräumen für das, was kommen soll, gestaltendes Arbeiten.

Dieser Tagesbeginn ist weder Zufall noch Zeitvertreib, sondern der Versuch, die Störung des willentlich Entstehenden zu vermeiden. Immer erscheint es mir, dass da schon etwas wartet, was nach außen drängt, kaum dass ich an meinem Arbeitsplatz bin. So als ob ich dies erst bannen müsste, um dann den Weg zu anderem zu finden. Manchmal denke ich, nirgendwo sonst bin ich näher an meinen inneren Bildquellen. Manchmal aber denke ich, dies sind die aufgestauten und ineinander verschlungenen Bildreste des vorher Gesehenen.

IV
Der Blick wandert von den Zeitungsgrafiken zu den morgendlichen Tagesskizzen und zurück. Es sind doch nur Bilder. Und traue mir aber selbst nicht.

Madeleine Heublein

 

Gefördert vom Kulturamt Leipzig

stadt-leipzig

BILDERRAUSCHEN

Madeleine Heublein

Eröffnung: 06. Mai 2023, 19 Uhr

Zur Ausstellung spricht gegen 19 Uhr Andreas Platthaus (Kulturredakteur der FAZ).

Öffnungszeiten: mittwochs und samstags von 16-18 Uhr und nach Vereinbarung

Finissage: 10. Juni 2023, 16 – 18 Uhr

 

BILDERRAUSCHEN

I
Bilder. Überall Bilder. Die Welt vollgestellt mit Bildern. Selbst wenn wir die Augen schließen, die Bilder verlassen uns nicht.

Ich mache mit. Ich bin dabei. Ich kann nicht anders, in mir wachsen Bilder. Jeden Tag aufs Neue. Wo kommen sie her? Was ist ihre Quelle? All das Gesehene, all die fremden Bilder? Oder das Selbst-Empfundene?
Bin ich es oder sind es die anderen? Die alte Frage – so mitten in der Bilderflut scheint sie beantwortet. Mehr als ein Spiegel kann man nicht sein. Man wirft zurück, was man gesehen. Oder gibt es da doch in jedem von uns ein geheimes Bilderreservoir, um das ICH festhalten zu können? Bin ich im Besitz einer nur mir eigenen Bildersprache, die, wenn ich sie entdecke, von mir zu sprechen vermag?

Es bleibt mir nur das Spiel. Mit mir selbst. Die Bilder geschehen lassen und schauen, ob sie ihre Herkunft preisgeben. Das Ungewisse der Selbsterfahrung als Gewinn erleben.

II
Jeden Tag schaue ich in die Zeitung. Eine Gewohnheit, noch nicht abgestellt. Die Unablässigkeit, mit der Fernsehen und Internet das Chaos außer mir kundtun, scheint mir hier gebändigter, die täglichen Nachrichten von Unfassbarem geordneter, der Bilderstrom beschränkter. Aber auch die Zeitung kommt nicht aus ohne die Intensität der Bilder. Sie dringen in uns, sollen uns besetzen. Welche Folgen hat der morgendliche Blick auf den fremdbestimmten Weltausschnitt für die eigene Bilderwelt?

Ein Jahr lang habe ich jeden Tag in meiner Tageszeitung ein abgedrucktes Bild ausgesucht – willkürlich, ohne Programm, eines, über das ich nicht hinwegschauen konnte. Dieses Bild habe ich noch am Morgen in Originalgröße auf eine Grafikplatte gebracht, nur die wesentlichen Linien. Es sollte die Essenz des Zeitungsbildes festgehalten sein, das, was sich vielleicht in meine Erinnerung, in mein Unbewusstes eingräbt.

III
Der Tag im Atelier beginnt mit einem Sich-Freiarbeiten. Ein tägliches Ritual, das eher die Meditation sucht als den bewussten künstlerischen Ausdruck. Ich nehme ein Papier, einen Pinsel oder einen Stift und beginne. Was entsteht, das entsteht und ist gültig. Keine Korrektur. Einfache Notate, unbewusste Notierungen, die den Platz freiräumen für das, was kommen soll, gestaltendes Arbeiten.

Dieser Tagesbeginn ist weder Zufall noch Zeitvertreib, sondern der Versuch, die Störung des willentlich Entstehenden zu vermeiden. Immer erscheint es mir, dass da schon etwas wartet, was nach außen drängt, kaum dass ich an meinem Arbeitsplatz bin. So als ob ich dies erst bannen müsste, um dann den Weg zu anderem zu finden. Manchmal denke ich, nirgendwo sonst bin ich näher an meinen inneren Bildquellen. Manchmal aber denke ich, dies sind die aufgestauten und ineinander verschlungenen Bildreste des vorher Gesehenen.

IV
Der Blick wandert von den Zeitungsgrafiken zu den morgendlichen Tagesskizzen und zurück. Es sind doch nur Bilder. Und traue mir aber selbst nicht.

Madeleine Heublein

Madeleine Heublein : BILDERRAUSCHEN
Madeleine Heublein : BILDERRAUSCHEN

Gefördert vom Kulturamt Leipzig

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